Filmstadt Berlin, Großes Kino zum Abfahren

Großes Kino zum Abfahren

Eine Drehort-Tour durch Berlin ist ein Wettlauf mit der Zeit. Jährlich entstehen rund 300 neue Filmproduktionen in der Hauptstadt, da verliert man schnell den Überblick. Die videoBustour bleibt am Ball und führt zu den wichtigsten Schauplätzen.

Berlin als Markenzeichen, das funktioniert in der Filmwelt: “Berlin – Alexanderplatz”, “Der Himmel über Berlin” oder “Operation Walküre”. Die deutsche Hauptstadt im Filmtitel verspricht Weltstadt-Flair, lockt ins Kino und zeigt, wie beliebt Berlin als Drehort ist.

Täglich wird irgendwo in der Hauptstadt eine Straße für Filmarbeiten gesperrt, Hollywood-Stars wie Tom Cruise, Brad Pitt, Angelina Jolie und Quentin Tarantino halten die Boulevard-Reporter in Atem. Der Drehort Berlin boomt, das merken auch die Macher der Videobustour “Filmstadt Berlin”. Alle zwei Wochen laden sie zur cineastischen Entdeckungsreise, sehenswerte Berliner Drehorte sind ihr Ziel. Zur Berlinale startet der Bus häufiger und auf neuen Touren.

Für den kürzlich angelaufenen Film “Der Baader Meinhof Komplex” wurde die schicksalsschwere Schah-Demonstration aus dem Jahre 1967 vor der Deutschen Oper gedreht. Auch einige Szenen des Berlinale-Erfolgsfilms “Hanami – Kirschblüten” spielen in Berlin. Neben den Neulingen gibt es ein riesiges Angebot an Klassikern – davon zeugt beim Start der Tour auf dem Boulevard “Unter den Linden” ein Trailer, der über die fünf Monitore im Reisebus flimmert. Darin verfolgen “Emil und die Detektive” den Verbrecher Grundeis, “Lola rennt”, um ihren Freund Manni zu retten, und Jason Bourne rast entgegen jeder Verkehrsregel durch den dicht befahrenen Berliner Tiergartentunnel.

In zweieinhalb Stunden durch Berlin

Während sich der Videobus an einer langen Schlange konventioneller Reisebusse vorbei durch den samstäglichen Touristenverkehr schiebt, begrüßt Stadtführer Hermann Grampp die Filmfans im rollenden Kino. “Wir haben rund 200 Filme mit Berlin als Drehort gesichtet”, sagt er. 50 Streifen haben es in die engere Auswahl geschafft, sie ließen sich gut mit einem Drehort verknüpfen und bieten geeignete Ausschnitte. Denn das ist der Clou der Videobustour: Während auf dem Monitor eine Filmszene läuft, fährt der Reisebus langsam an genau dem Ort vorbei, der dort zu sehen ist. Reiseleiter Grampp liefert währenddessen Geschichten zu Dreharbeiten, Film und realem Ort. “Nicht für alle 50 Filme, dafür reicht unsere Zeit nicht”, beruhigt er, knapp 20 sollen es werden. Das ist in zweieinhalb Stunden gerade so zu schaffen.

Gleich zu Anfang wartet ein zweifelhafter Kinogenuss auf die Fahrgäste. Am Gendarmenmarkt stoppt der Bus und es gibt Szenen aus “In 80 Tagen um die Welt”, den Grampp vorsichtig als “B-Movie” bezeichnet. Der Film aus dem Jahre 2004 basiert grob auf dem charmanten Weltreiseroman von Jules Verne. In der Hollywood-Verfilmung nimmt man es weder mit der Romanvorlage, noch mit der globalen Geografie sehr genau. Das berühmte Berliner Gebäudeensemble wird hier kurzerhand zu einem Platz in London. Dafür wurde über die Schillerstatue in der Platzmitte ein Styropor-Globus gestülpt und in der Postproduktion einfach der Big Ben digital in die Skyline eingefügt. Über die Dreharbeiten haben sich die Berliner trotzdem gefreut, nicht zuletzt weil Hauptdarsteller Jackie Chan meist gut aufgelegt war und oft auch während der Dreharbeiten Zeit für die Zaungäste hatte. Viele der Tour-Teilnehmer erinnern sich daran, sie kommentieren Grampps Ausführungen mit zustimmenden Kommentaren.

Kino-Atmosphäre im Bus

Schnell geht es weiter, wieder Richtung “Unter den Linden”, wo Drehorte von “Lola rennt”, “Mein Führer” und der Low-Budget-Produktion “Schwarze Schafe” warten. Während am Busfenster die Brachfläche, auf der Jahrzehnte lang der Palast der Republik stand, vorbeizieht, macht sich drinnen Kino-Atmosphäre breit. Fetzige 70er-Jahre Musik erklingt, Filmmusik aus “Hostess”, einer DEFA-Produktion, in der eine “Stadtbilderklärerin” (DDR-Jargon) Gästen aus aller Welt den Stolz Ostberlins vorführt: den Fernsehturm. Der Videobus umrundet das Wahrzeichen und stoppt am Drehort von “Berlin – Alexanderplatz” aus dem Jahre 1931. Der Schwarzweiß-Film mit Heinrich George in der Hauptrolle ist einer der ersten, für die authentische Drehorte benutzt wurden. Gedreht wurde in und um Berlin zwar schon seit 1895, doch anfangs blieben die Filmemacher in ihren Ateliers, wo sie die komplizierte Technik besser im Griff hatten.

Nächste Station ist die Karl-Marx-Allee, Drehort für “Goodbye, Lenin!” und “Die Bourne-Verschwörung”. Danach geht es vorbei an den Außenkulissen für “Das Leben der Anderen” und “Die Legende von Paul und Paula” in Friedrichshain, über den “Lola rennt”-Schauplatz Oberbaumbrücke hinein in das Kreuzberg von “Herr Lehmann”. Die Markthalle in der Pücklerstraße dient der Videobustour als Rastplatz. Doch für einen Schweinebraten, wie ihn Herr Lehmann im Film isst, bleibt keine Zeit.

Nachschub garantiert

Eine Geburtstagsgesellschaft aus dem Bus hält sich stattdessen an mitgebrachten Martini, andere Tour-Teilnehmer beschränken sich auf Kaffee. So auch Kathrin Horn aus dem thüringischen Blankenhain. Sie nutzt einen Tagesausflug mit Ehemann und zwei Kindern, um ihre Studienstadt einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Dass im Film nicht alles echt ist, weiß sie aus Erfahrung. “Ich habe selbst schon als Komparsin in rund 30 Filmen mitgespielt”, sagt sie. Film ist für Katrin Horn echte Leidenschaft, ihr gefällt die Bustour.

James Bond steht noch auf dem Plan, in “Octopussy” näherte sich der Geheimagent den skeptischen DDR-Wachposten am “Checkpoint Charlie” in der Kochstraße. Auch “Der Himmel über Berlin” darf natürlich nicht fehlen, ebenso das Brandenburger Tor als Drehort von Billy Wilders “Eins, Zwei, Drei” aus dem Jahr des Mauerbaus. Dann ist der Ausgangspunkt wieder erreicht und halb Berlin bleibt unberührt. “Es ist einfach zu viel”, sagt Hermann Grampp mit einem Seitenblick auf seinen Monitor, auf dem noch viele ungesehene Szenenbilder andeuten, wo es noch überall hingehen könnte. In den Prenzlauer Berg zum Beispiel, Drehort von “Sommer vorm Balkon”, und “Solo Sunny” oder nach Westberlin wo für “Emil und die Detektive” und “Flightplan” gedreht wurde.

Zur Berlinale wurde die Tour neu sortiert, zudem rollt der Bus häufiger durch die Straßen der Stadt. Klassiker und Neulinge haben dann eine Chance, auch auf der Route der videoBustour gezeigt zu werden. Und auch im kommenden Jahr wird wieder variiert – denn Nachschub entsteht fast täglich auf den Straßen von Berlin.

Weitere Informationen

Die videoBustour “Filmstadt Berlin” findet normalerweise jeden zweiten Samstag um 13.30 Uhr statt und dauert etwa 150 Minuten. Zur Berlinale gibt es Touren am 7.2. 14.2. 15.2. 21.2. und eine Sondertour mit Knut Elstermann am 15.2. Die Teilnahme kostet 19,50 Euro, ermäßigt 15,50 Euro. Infos und Reservierung unter Tel. 030/44 02 44 50 oder unter Tickets

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